„Leben retten ist so ziemlich das Schönste, was man  hier machen kann“

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Dr. Matthias Wolf ist seit Juli 2022 Leiter der Zentralen Notaufnahme in der Klinik Neustadt a. d. Aisch. Im Interview mit „Gesund in ­Mittelfranken“ berichtet er vom Reiz, in der Notaufnahme zu arbeiten, von der für ihn großen Sinnhaftigkeit darin und von ­vermisstem Multi­tasking.

Sie sind seit Juli 2022 leitender Oberarzt der Aufnahmestation in der Klinik Neustadt a. d. Aisch. Was gehört zu ihren Aufgaben?

Dr. Matthias Wolf: Meine Aufgaben sind vielfältig: Es geht u. a. darum, Abläufe zu koordinieren und neu zu strukturieren. Wir möchten natürlich auch die Versorgungsqualität für unsere Patienten stetig verbessern. Die Notaufnahme ist für einen Großteil der Patienten sozusagen die Eintritts­­pforte ins Krankenhaus, eine wichtige Schnittstelle zwischen vielen Versorgungs­strukturen. Hier gibt es Verbindungen nach außen, also auch zum Rettungsdienst und zu den niedergelassenen Kollegen und ebenso zu den einzelnen Abteilungen im Haus.

Bevor Sie in der Klinik in Neustadt ange­fangen haben, waren Sie siebeneinhalb Jahre in der Notaufnahme in Fürth und haben hinterher einen zweieinhalb-­jährigen Ausflug in die hausärztliche Praxis unternommen. Was hat sie wieder zurück ins Krankenhaus gezogen?

Dr. Matthias Wolf: Die Arbeit in einer Notaufnahme bringt viele Anreize und Herausforderungen mit sich. Medizinisch-fachlich wird hier aufgrund des großen Spektrums an Erkrankungen ein Allroun­der gebraucht. Zum täglichen Arbeitsbeginn weiß man nie, was einen erwartet. Außerdem brauche ich persönlich anscheinend die Herausforderung, an mehreren Fronten gleichzeitig zu „kämpfen“ und dabei den Überblick zu be­halten. Denn in der Regel behandele ich hier, parallel zu meinen Aufgaben abseits der Patientenversorgung, mehrere Patien­ten gleichzeitig und stehe Assistenzärzten beratend zur Seite. Ruhig ist es selten, weswegen Flexibilität und Spontanität sehr von Vorteil sind, medizinisches Multitasking sozusagen.

Warum ist es für Sie so spannend, in der Notaufnahme zu arbeiten?

Dr. Matthias Wolf: In der Notaufnahme hat man einen kurzen und intensiven Kontakt mit den Patienten. Hier sind wie gesagt Allrounder gefragt, denn oftmals gilt es, den Menschen als Ganzes zu sehen, mit all seinen Facetten. Dazu gehören immer ­wieder auch psychologische Aspekte. Wir arbeiten symptomorientiert, behandeln akute Be­schwerden, führen schnelle und zielgerichtete Diagnostik durch und bahnen die ­weitere Behandlung, indem wir u. a. die richtige Abteilung für die Weiterbehandlung suchen. Schmackhaft ist für mich aber vor allem der kurze, intensive Patien­ten­kontakt in der Notaufnahme. Die hausärztliche Versorgung ist langfristig ausgelegt, die Behandlung auf Station erfolgt meist über mehrere Tage oder Wochen. In der Notaufnahme sieht man den Patienten in der Regel für wenige Stunden, zum Teil geht es aber auch um Minuten und Sekunden, die den weiteren Verlauf entscheiden, so z. B. bei Reanimationen. Leben zu retten ist so ziemlich das Schönste, was man hier machen kann. Wenn ich Feierabend habe, stellt sich im Optimalfall das Gefühl ein, etwas Gutes getan und Menschen in einer Notsituation geholfen zu haben. Wenn ein Patient in Lebensgefahr schwebt, durch meine Arbeit stabilisiert werden kann und dann z. B. auf die Intensivstation kommt, wenn ich ihm mutmaßlich das Leben gerettet habe, fühlt sich das ziemlich gut und sinnvoll an.

Die Klinik Neustadt a. d. Aisch hatte dabei für Sie welchen Wert?

Dr. Matthias Wolf: Ich war im Vorfeld auch in größeren Häusern tätig, zum Beispiel in einer Universitätsklinik, einem sogenannten Maximalversorger. Mir war das zu groß, zu unübersichtlich, zu viel Ellenbogen- und Karrieredenken. Ich hatte bei meiner Vorstellung hier in Neustadt den Eindruck, ich bin in einem überschaubaren Krankenhaus, jeder kennt jeden und fühlte mich hier von Anfang an willkommen und wohl. Flache Hierarchien, persönliche Wertschätzung und Teil eines Teams zu sein, diese Erfahrungen habe ich hier bisher gemacht und wurde in meiner Entscheidung bestätigt. Das macht die Klinik Neustadt für mich sympathisch. Zudem kannte ich auch schon den einen oder anderen Mitarbeiter. Auch technisch-räumlich ist die Klinik hervorragend aufgestellt, auf dem neusten Stand und in stetiger Weiterentwicklung. Das war mir als Kriterium ebenfalls wichtig.

Noch eine Frage, die Sie sicher nicht zum ersten Mal hören: Warum muss man – egal, in welchem Krankenhaus – als Patient in der Notaufnahme immer so lange warten, obwohl man doch nicht ohne Grund kommt und sicher starke Schmerzen hat?

Dr. Matthias Wolf: Bei Patienten in der Notaufnahme gehen wir, orientiert an den Beschwerden, zuerst immer von der schlimmstmöglichen Ursache aus. Die ­Diagnostik ist dann zeitaufwändig: Anamnese, körperliche Untersuchung, Röntgen, Ultraschall, Computertomographie. Allein auf Ergebnisse aus dem Labor warten wir eine Stunde. Die Routineprozedur, bestehend aus administrativer, pflegerischer und ärztlicher Aufnahme mit oben genannter Basisdiagnostik pro Patient in der Notaufnahme, beträgt eineinhalb bis zwei Stunden. Und in Zeiten von Corona zählt auch ein Covid-Abstrich zum Standardprogramm, ca. eine Stunde vergeht, bis wir das Ergebnis des PCR-Tests erhalten. Danach können wir einschätzen, ob noch weitere Diagnostik nötig ist, die organisiert und durchgeführt werden muss. Dies alles gilt für den Fall, dass kein Notfall dazwischen kommt und sich der Mitarbeiter voll und ganz auf einen Patienten konzentrieren kann. Hiermit sind wir beim Thema „Triage“: Kommt ein Mensch schwerverletzt oder mit Herzinfarkt in die Klinik, muss derjenige mit Übelkeit und Erbrechen erst mal warten. Es geht bei uns nicht nach der Reihenfolge des Eintreffens sondern nach Behandlungsdringlichkeit. So ist eine Verweildauer von drei bis vier Stunden in der Notaufnahme pro Patient keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Ein Großteil unserer Arbeit findet nicht am Patienten statt und ist für diesen gar nicht sichtbar: Angehörigengespräche, Telefonate, Arztbriefschreibung, Organisieren von Vorbefunden, Dokumentation und Bürokratie, Verlegung in andere Kliniken, um nur einige Dinge zu nennen.

Welchen Appell richten Sie an Patienten, die die Notaufnahme aufsuchen möchten?

Dr. Matthias Wolf: Die Hemmschwelle, die Notaufnahme mit Bagatellbeschwerden aufzusuchen wird immer niedriger. Untersuchungen haben gezeigt, dass 40 bis 50 Prozent der Patienten, die eine Notaufnahme aufsuchen, die Infrastruktur und Möglichkeiten einer Notaufnahme nicht benö­tigen und ebenso gut vom Hausarzt oder dem ärztlichen Bereitschaftsdienst behandelt werden könnten. Die Gründe für diese Entwicklung sind verschiedene: Unkenntnis der Versorgungsstrukturen, hoher subjektiver Leidensdruck, lange Wartezeiten für Termine bei Fachärzten und nicht zuletzt das Internet, welches häufig zur Selbstdiagnostik genutzt wird und dem Patienten eine potentiell schwere und sofort behandlungsbedürftige Erkrankung suggeriert. Somit erscheint vielen Menschen die Notaufnahme als praktikabelster Weg, um schnellstmöglich diagnostiziert und behandelt zu werden, auch wenn vielleicht der Hausarzt der geeignetere Ansprechpartner wäre.

Mein Appell lautet: Wenn es nicht lebensbedrohlich ist, die Beschwerden nicht akut sind, konsultieren Sie bitte zuerst Ihren Hausarzt oder den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst. Die niedergelassenen Kol­legen schicken Patienten umgehend ins Krankenhaus, sollte sich wirklich der Verdacht auf etwas Lebensbedrohliches ergeben. Allerdings ist mir bewusst: Wer in die Notaufnahme kommt, tut dies in der Regel nicht aus Langeweile, sondern hat für sich persönlich subjektiv ein Problem. Dies gilt es primär ernst zu nehmen, egal, ob er oder sie damit bei uns an der richtigen Adresse ist.

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„Wenn ich Feierabend habe, stellt sich im Optimalfall das Gefühl ein, etwas Gutes getan und ­Menschen in einer Not­situation geholfen zu haben.“     Dr. Matthias Wolf

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Weitere Infos zur Notaufnahme der Klinik Neustadt a. d. Aisch - Bad Windsheim unter:

https://www.kliniken-nea.de/medizin-pflege/klinik-neustadt-a-d-aisch/medizinische-klinik-1-2

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